1977 im Juli-Sommer sitze ich als frisch gebackener Berufsberater im Berufsberatungszentrum Bad Salzungen in der Rosa-Luxemburg-Straße und habe ein wenig Langeweile. Denn unsere Hauptzielgruppe, die Schüler des Kreises Bad Salzungen befinden sich in den Ferien. Meine Chefin hat bei ehemaligen Kollegen der Abteilung Volksbildung mit meinen Overhaed Ambitionen angegeben wie eine Fuhre Pressluft. Ich „mache alle Präsentationsfolien per Fotovervielfaltigung selber, hätte einen Sowjetischen „Falt-Overhaedprojektor“ und schreibe Weiterbildungstexte dazu für die republikweiten Berufsberatungszentren inklusive dazu gehörigen DIA-TON-Vorträge.“ Da dauert es nicht lange und ich werde von einer Mitarbeiterin der Volksbildung angebaggert, bei den Lehrern Weiterbildungsveranstaltungen zum Thema „Unterrichten mit dem Polylux“ zu absolvieren. Es würde auch extra bezahlt werden! Na klar habe ich nach wenigen Tagen los gelegt, weil wegen einer Sommergrippe ein anderes Weiterbildungsthema ausgefallen ist. Lustig war, im Gebäude des Rates des Kreises Bad Salzungen, wo die Veranstaltung stattfinden sollte, gab es keinen einzigen Tageslichtprojektor „Polylux. Ich legte an einem Montag los mit 45 Teilnehmern. Die Begeisterung für das Gerät hielt sich in Grenzen. Nach 45 Minuten waren nur nach 2/3 anwesend. Am Dienstag fehlten 20 Lehrer wegen „Sommergrippe“. Am Mittwoch saßen noch 4 Lehrerinnen gelangweilt im Schulungsraum herum. Nachfragen ergab, „keine Schule hätte so ein Gerät, was soll das alles?“ Mein Weiterbildungsprojekt war nachdem beendet und nie wieder bin ich den Lehrern des Kreises Bad Salzungen auf den Geist gegangen.

Drei Jahre vorher habe ich zum Thema Overhaedprojektor was ganz anderes erlebt.
Am 1. 09.1974 ging es los. In der Zentralen Berufsschule des BUNA Werkes fing ich als Ingenieurpädagoge-Praktikant an Nach zwei Jahren Theorie am Institut zur Ausbildung von Ingenieurpädagogen im damaligen Karl-Marx-Stadt. Ich wurde Hilfs-Klassenleiter einer Dreher Klasse. Na eigentlich nannte man es damals schon „ZERSPANUNGSFACHARBEITER“! Aus einer Lehrwerkstatt der Buna-Werke wurde die Betriebsberufsschule (BBS) „Kalinin“ des VEB Chemische Werke Buna, eine multifunktionale Berufsbildungseinrichtung in Schkopau.
Es war schon mal angenehmer in feiner Jacke, im Anzugshemd und Jeans zur Arbeit zu fahren und dann nur auf Arbeit einen blauen Kittel drüber zu ziehen. Noch angenehmer war aber ein Gefühl, eine neue Eigenschaft, das sich in meinem Gehirn eingenistet hatte. Lernen macht Spaß! Zwar nicht immer, aber immer öfter. Ich war fanatisch neugierig auf alles möglich Neue geworden. In der Betriebsberufsschule (BBS) „Kalinin“ des VEB Chemische Werke Buna, einer multifunktionalen Berufsbildungseinrichtung in Schkopau war vieles möglich. Ein Jahr lang lernte ich total neue Sachen und auch mit meinem Wissen partizipierte diese Bildungseinrichtung nicht wenig. Ich war nämlich ein Fan des Tageslichtprojektor Polylux und war auf dem allerneuesten wissenschaftlichen Stand der damaligen Ereignisse. Ich war ein begeisterter „POLYLUXER“!
Hergestellt wurde der Overheadprojektor Polylux in der DDR seit 1969 vom Volkseigenen Betrieb VEB Phylatex-Physikgerätewerk DDR in Frankenberg bei Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt). (https://de.wikipedia.org/wiki/Overheadprojektor) In der BRD gab es Overheadprojektoren seit ca. 1960 als pädagogisches Massenprodukt-Hilfsmittel. In meinem Ingenieurpädagogik Studium in Karl-Marx-Stadt war erstmals ein neues Stoffgebiet „Gestalten, Bemessen, Bewerten“ (GBB) mit dem Gestalten von neuen visuellen Lehrmitteln beschäftigt. Wir hatten einen älteren Dozenten, den Herrn Gellert, der kannte den Projektor Trajanus von Liesegang mit dem Vertikalansatz von vor 1945 und den Schreib-Projektions-Apparat „Belsazar“ von von Carl Zeiss aus seiner Militärzeit an einer Offiziershochschule. In den Bildungseinrichtungen der DDR war der Tageslichtprojektor 1974 noch nicht sehr verbreitet. Das der Markenname Polylux ein Gattungsbegriff für Tageslichtprojektoren wird, war am Anfang dieser Ereignisse noch nicht abzusehen. Ich wusste dann von dem Herrn Gellert, dass vor 1945 Militärstäbe des Heeres den „Belsazar“ von Carl Zeiß Jena mit zwei Rollen „Cellophan-Band“ für Taktik Präsentationen der absolute Hit war. Aber leider nur bei jüngeren Generalstabsoffizieren. Die alten Säcke schmierten noch mit bunter Kreide auf großen Tafeln herum, die dann mit großen Vorhängen abgedeckt waren.

Im Bereich der Volksbildung dr DDR waren diese Geräte damals eine absolut methodische und didaktische Revolution. Warum? Kein Lehrer, kein Dozent braucht mehr mit Kreide an der Tafel die Schwerpunkte des Unterichtsstoffes an die Tafeln zu schmieren. Die bisherigen visuellen Lehrmittel waren bis dato Landkarten, Anschauungstafeln, Dia-Ton-Vorträge, 16mm Filmprojektion und Schulwandbilder. Schulwandbilder wurden seit ihrer Hochzeit ab den 1870er Jahren in Hunderten von Serien mit meist Dutzenden von Einzelbilden produziert und füllten alle Lehrmittelzimmer Europas. In der DDR waren viele Schulwandbilder aus alten Zeiten ausgemerzt – die DDR stellte relativ wenig Schulwandbilder her. Denn man brauchte dringender Gestalter- und Druckkapazizät für Propagandatafeln. Vor dem 1. Mai 1970 gab es in meiner Heimatstadt Bad Salzungen direkt an der Friedhofsmauer ein großes Schild „ALLES HERAUS ZUM ERSTEN MAI!“

Das wichtigste Instrument in der Pädagogik der DDR von der ersten Klasse bis zum 12. Semester war ein Stück weiße Kreide. Eventuell noch ein wenig bunte Kreide. Das Problem war nun bis zu dieser Zeit, da jeder Pädagoge, der z.B. in 3-10 Klassen unterrichtete, zu jeder neuen Stunde seine Traktate und Abbildungen an die Schultafel schreiben oder malen muss.

Es vergeht viel Zeit und die Schüler/Studenten müssen in der jeweiligen Zeit beschäftigt werden. Wer das als Pädagoge nicht beherrscht, hat schlechte Karten. Er zeigt dem „Publikum“ seinen „Rücken“. Jeder weis aus eigener Erfahrung, das man diese Zeit als Schüler „individuell“ nutzen kann. Dazu wurde jeder Pädagogik Student mit Hunderten von Tafelbildern gestrietzt, wie man z.B, bei dem Satz des Pytagoras visuell mittels Kreide an der Tafel Element für Element des Formelablaufes die Abbildung der Gleichung entwickeln, zeigen und ableiten kann, so dass der dämlichste Schüler/Azubi/Student die Formel versteht. Fast die Hälfte begreift das aber nie! Oder kennen Sie noch den Satz des Pytagoras?
Soweit, so gut. Das macht man dann eine Doppelstunde später in der Paralellklasse, eine weitere Doppelstunde später in einer weiteren Paralellklasse. Am andern Tag wiederholt sich das, wenn man 6 Parallelklassen an der Schule hat. Man braucht in der Schulstunde von 45 Minuten ca. 15 Minuten, in der man die Tafel beschmiert. Das sind Summa Summarum zwei mal 45 Minuten, also 1,5 Stunden, die man an der Tafel herum schmiert. Das dann noch ca. 40 Jahre, wenn man es so lange als Lehrer aushält!

Mein Job als Lehrausbilder der Dreher, damals schon Zerspanungsfacharbeiter und jetzt Mechatroniker genannt, war den Auszubildenden die Winkelfunktionen-Berechnung bei zu bringen, damit sie die Gradeinstellung der Kegel zum Drehen berechnen können. Das auch noch in wenigen Minuten, denn die Rüstzeit, also die Vorbereitungszeit für die Fertigung einer Serie von 48 Kegeln zu drehen, dauert gerade mal zehn Minuten. Für die man 480 Minuten, also eine komlette Schicht braucht. Junge Facharbeiter machen das oft zu Hause, weil sie sich schämen, da eine Stunde auf Arbeit vor den anderen Kollegen herum zu rechnen.
Ich war auch so eine saudämlicher Lehrling, der das mit den Winkelfunktionen Anfangs absolut nicht kapiert hat, genau so wie heute noch Fahrschüler die das Gaspedal mit der Bremse verwechseln und reihenweise durch die Prüfung fallen. 1962 habe ich das nicht kapiert. Erst 1963 durch meinen Fachrechenlehrer, Herr Weiß. Der hatte 5 DIN A4 Pappen, auf denen war die Ableitung der Kegelberechnung für einen Kinderkreisel aufgezeichnet gewesen. Unsere Aufgabe war, zu Hause Pappe zu besorgen und Walter Weiß seine Tafeln am anderen Tag abmalen. Dazu gab es einen Rechenschieber und die Kopie der Seite eines Fachbuches mit den den tangens alpha Winkel-Tabellen. Wir sollten uns den Kram nicht merken, sondern mit an die Drehmaschine nehmen und möglichst nicht klauen lassen.
So, ich war da in der Betriebsberufsschule (BBS) „Kalinin“ anders drauf, denn ich war präpariert. Seit 1,5 Jahren beschäftigte ich mich schon mit der Präsentation von Unterichtsstoff mittels Polyluxfolien. Die hatte ich für alle möglichen Themen vorrätig und wenn nicht, so habe ich mir diese Folien innerhalb von wenigen halben Stunden manuell gezeichnet oder mittels fototechnischen Film fotografiert und auf Foliensätze übertragen. Diese Foliensätze schleppte ich in schlanken Ordnern mit mir herum. Durch einen tollen Zufall konnte ich 1973 zur Frühjahrsmesse in Leipzig einen „NTN TOYO Bearing Reflex-Overhaedprojektor“ durch erbetteln ergattern. Das Gerät war zusammenklappbar und extrem leicht. Problem war aber, dass ich niemand sagen konnte, das ich so ein Gerät praktisch aus dem Westen habe. Die Lösung, das zu vermeiden war simpel. Ich habe mir auf der Leipziger Messe ein Werbeaufkleber der damaligen sowjetischen Fotokameramarke ARSENAL Kiev besorgt und auf den Overhaedprojektor geklebt. Den NTN TOYO Aufkleber habe ich per Toilette entsorgt. Da ich auch die 6×6 Planfilm-Kamera ARSENAL KIEV 6c hatte, fand man das schlüssig. Es gab in Leipzig einen Nach-Messeladen, wo man Sachen aus der Sowjetunion und dem Ostblock manchmal kaufen konnte. Auch mein Taschenradio Bambino EYE aus Jugoslawien war von dort. Also hatte ich als Ausbilder -Pimpf einer Russenprojektor, kam immer fein gekleidet zum Unterricht und hatte manikürte Fingernägel. Gut gerochen hab ich immer und hatte dann den Spitznamen weg: „Guten Tag Herr Projektor!“
Die Betriebsberufsschule (BBS) „Kalinin“ hatte damals nur drei Polylux – Geräte, die immer in Beschlag von wichtigen Lehrern waren. Ich wusste, das kein Betteln hilft, an die Geräte ran zu kommen. Ich hatte meinen kompletten Unterricht für die Dreher auf den Polylux abgestimmt, so dass ich sofort bei der ersten Hospitation übertotal aufgefallen bin. Eine Lehrkraft 1973 mit eigenen Projektor – das hat sich blitzschnell herum gesprochen. Sowas ist doch nur geklaut, meinte man! Dann waren die Folien auch noch mit DK3-Fototechnischem Film hergestellt und das Layout war anders als das Layout meiner dortigen Kollegen. Die waren halt altes Schultafeldesign von um 1955. Meine Folien hatten eine größerer Schrift, ja waren auch oft mit gestochen scharfe Versalien und realen Abbildungen von UC Rillenkugellagern aus Japan gestaltet. Es wurde gefragt, woher ich das hätte und wer sowas macht. „Ich mache das alles selber!“ wurde mir erst geglaubt, als ich das dortige ungenutzte Fotolabor mit meinen Lehrlingen einfach nur wischte, putzte und wieder in Gang setzte.

Chemielaboranten rannten dort ja rudelweise rum und nach wenigen Wochen klappte dort eine perfekte fototechnische Folienproduktion für fast alle Fächer der Schule im Rahmen eines Lehrlingprojektes mit dem saudämlichen Titel „Neueste Polylux-Foliensätze für die Messe der Meister von Morgen zu Ehren des IX. Parteitag der SED 1976“!
Musste sofort aufpassen, dass ich mit meinen Sachen nicht zu sehr auffiel und hatte Gottseidank Hilfe von einem ehemaligen Militärkameraden, Freund und Kollegen, Frank Phillip aus Halle, dem ich einige Sachen, des damaligen Geschehens komplett zu verdanken hatte. Frank hat mir den Studienplatz in Karl-Marx-Stadt besorgt, Frank hat mir den Job als Fotolaborant-Assistennt am IfI Institut besorgt. Die Ideen Folien fototechnisch in Massen herzustellen waren auch von Frank. Selber produziert hat er kaum welche, Frank hatte total andere Interessen. Mit einem Revierförster der Dübener Heide Wildschweine schießen und mit seinem Vater zusammen eine Datsche in der Dübener Heide bauen (Während der Arbeitszeit). Für Viecher interessierte er sich. Tauben, Reptilien, Frösche. Über senen Anwesen kreisten die Habichte und wollten seine Brieftauben fressen. Frank hatte ein Gewehr und wollte das verhindern! Er wollte Ferienlager und FDGB Erholungslager für Werktätige in der Dübener Heide und an der Ostsee organisieren. Da war er den ganzen Tag an der frischen Luft und sah keine Scheiß-Lehrlinge und keine Scheiß-Kollegen mehr! Irgendwann machte ich da auch mit und wurde im Sommer bei Frank „Stellertretender Lagerleiter“ eines Kinderferienlagers. Das wurde damals alles doppelt und dreifach bezahlt. Ich bekam 180 DDR Mark Stipendium, 220 Mark Leistungsstipendium als Methodik und Labor-Assi. Dann bekam ich einen Posten als Waffenmeister bei der GST, der Gesellschaft für Sport und Technik. Das war ein paramilitärischer Vorverein der Nationalen Volksarmee und diente der Gewinnung von Berufssoldaten und Offiziersschüler. Hier gab es auch ab und an nicht wenig Projektgeld. Besonders wenn man die Lehrlinge im Harz bei vormilitärischen Übungen durch die Gegend scheuchen sollte. Ich scheuchte nicht mit. Ich saß mit einer Sekretärin der BUNA-Schulverwaltung in Bad Blankenburg in der GST Waffenkammer bei Scheißwetter schön im Warmen und habe mit Ihr Patronen und Hormone gezählt. Immer an verschiedenen Wochenenden von Donnerstag bis Montag. Danach hatte ich immer Muffengang wegen verschiedenster Knaus Ogino Terminmodalitäten.
„Die Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode) ist die einfachste aller natürlichen Verhütungsmethoden. Man braucht nur einen Taschenkalender und einen sehr regelmäßigen und eher langen Zyklus – insgesamt jedoch keine sichere Methode.
Durchführung. Zuerst werden über mindestens sechs Monate die Zykluslängen notiert. Zur Berechnung des ersten fruchtbaren Tages zieht man dann vom kürzesten Zyklus (z. B. 27 Tage) 18 Tage und vom längsten Zyklus (z. B. 31) 11 Tage ab, d. h. die voraussichtlich fruchtbaren Tage des nächsten Zyklus dauern vom 9. bis 20. Zyklustag.“
Das war manchmal knapp, weil auch oft 6mm KK Patronen fehlten, die die BUNA-Lehrausbilder in der GST-Schieß-Ausbildung klauten, um dann auf alles was flattert an den Waldrändern des Vorharzes zu schießen. Zum Glück haben diese Helden kaum getroffen.
Na-ja ansonsten war damals auch nicht ganz dicht mit meinen Interessen. Ich war damals ein Waffennarr und baute halblegale Vorderladerpistolen. Das hatte ich bei BUNA Kollegen vor dem Studium in Anna 92 gelernt und hatte nun die Möglichkeit die Pistolen viel edler und besser zu organisieren. Fast „just in time“. Fast alles wurde mit der Methode der damaligen DDR Feierabendbrigaden organisiert. (Wie: https://www.facebook.com/groups/464462906978397/search/?q=Die%20Malerbrigade)
Die Läufe der Pistolen habe ich im Wagonwerk Ammendorf drehen lassen. Stückpreis inklusive Material 2 DDR Mark. Die Schloßplatten und die Verschlussteile wurden in der Hauptwerkstatt Bau 15 in Leuna gefräst. Dort war meine ehemalige Arbeitsstelle. Die Perkussionshähne kamen von einen Schrottplatz in Potsdam an der ehemaligen Preußischen Gewehrfabrik. Die Holzteile für die Griffe raspelte, schliff und wachste mir Rentner aus Spergau. Wenn ich die Pistolen im Kunsthandel verkaufte legte ich die Abrechnungen der Teile mit vor. Ca. 30 DDR Mark Material- und Herstellungskosten hatte ich – der Verkaufspreis lag bei ein paar Hunderten (Siehe ZDF Film über mich mit meiner Stimme aus dem off https://bit.ly/2Km4nqm )
Dann interessierte mich noch etwas ganz komisches. Nämlich total andere Berufe und Fertigkeiten zu erlernen. Man fing damals in der Betriebsberufsschule (BBS) „Kalinin“ langsam an verschiedenste berufliche Erwachsenenqualifizierungen zu organisieren. Der Anteil an ungelernten und angelernten Facharbeitern war nicht wenig im Werk. In bestimmte Lohngruppen kam man erst mit einem absolvierten Facharbeiterabschluß rein. Man machte sogar in der DDR die von der UNESCO empfohlene Entwicklung der Erwachsenenbildung „Education for all“. Es ging um die bessere Qualifizierung der Arbeiter und Meister in der Industrie.
Auch schöne Wünsche gab es damals: „„Persönlichkeitsentwicklung“ umfaßt aus der Sicht der sozialistischen Pädagogik einen vielschichtigen Prozeß, der pädagogisch gelenkt wird und den Berufstätigen zunehmend befähigt, trotz aller notwendigen Anpassung selbständig und schöpferisch die konkreten Lebensbedingungen mit- und umzugestalten. Arbeiten, Lernen und politische Tätigkeit wurden als wesentliche Tätigkeiten Berufstätiger aufgefaßt. Die berufliche Arbeit, die der Erwachsene über 40 und mehr Jahre leistet, wurde und wird als die entscheidende Tätigkeit, die Haupttätigkeit verstanden, weil sie ihn am nachhaltigsten prägt und wesentlich zur Entwicklung der gesellschaftlichen Verhältnisse beizutragen vermag.“ Also langsam ging mir dann doch die DDR Pädagogik auf den Geist. Dachte langsam aber sicher, man kann ja irgendwann was ganz anderes machen. Um so mehr „Wissen-Können-Fähigkeiten-Fertigkeiten-input“ man hat, um so mehr berufliche Möglichkeiten hat man, wusste ich schon damals, denn das hatte ich ja ursächlich auch perfekt vom Feinsten studiert!
Irgendwann erzählt mir ein junger Lehrausbilder der Schweißer, ihm fehlt für seine persönliche Statistik der Erwachsenenqualifizierung noch eine einzige Person, wenn er den Bildungsplan 100 Prozentig erfüllen will. Nun hatte ich 1966 schon ein Leuna einen „Brennschneider-Lehrgang“ absolviert, den man als Dreher für Wärme-Kälte Presspassungen dringendst benötigt, so dass er bei mir 1966 als Ausbildungsbeginn eintragen konnte. Ich hatte das Zertifikat ja schon dafür. Also habe ich mich bei ihm für Hartlöten, Autogenschweißen, und verschiedenste e-Schweißlehrgänge, wie Wolfram-Inertgas-Schweißen, (WIG) Widerstandsschweißen und andere Schutzgasschweißverfahren angemeldet.

Die Theorie hatte ich schnell intus und musste nur an manchem Nachmittag Schweißnähte üben, denn bei der praktischen Prüfung kamen ausgebuffte Schweiß-Meister aus Halle. (Meine Frau und Freundinnen meckerten dann – ich hätte so komisch gerochen! Die Schweißabgase gingen eben in die Haare. Die Prüfung hatte ich locker bestanden und konnte 1987 die Papierchen auf den Tisch der örtlichen Behörden für meine Gewerbegenehmigung als Schmuckdesignbetrieb legen. Dazu hatte ich noch Papiere als Teile-Schlosser und Feinblechschlosser (das ist ein Teilfacharbeiter-Ausbildungszeugnis für 8-Klassenschüler). Mein Höhepunkt war dann noch die Giftprüfung, die habe ich bei der Schwester der Schulsekretärin abgelegt, mit der ich im Harz die Patronen gezählt hatte. Die Giftprüfung brauchte ich, ja dachte ich damals noch, um Galvanik-Lösungen und Ätzsäuren für die Waffenproduktion kaufen zu dürfen. (Den Zahn, Waffen in Zukunft weiter zu bauen, habe ich mir aber dann in Bad Salzungen selber gezogen). (Ich produzierte dann Schmuck mit Techniken der Rüstungsindustrie!) Manche Tauschierungen und Ziselierungen werden mit Ätztechnik gemacht, wenn mal als Graveur zu ungeschickt ist. Der Fast-Höhepunkt war dann für mich eine damals völlig neue Trockenlacktauchtechnik und Hochvakuum Sputtern. Das Pulverbeschichten ist ein Beschichtungsverfahren, bei dem ein elektrisch leitfähiger Werkstoff mit Pulverlack beschichtet und durch das Einbrennen des Pulvers zu einer homogenen Oberfläche verschmolzen wird. Nach dem Abkühlen hat die Oberfläche seine Endhärte erreicht. Das Pulverbeschichten ist eine umweltfreundliche Industrielackierung bei der keine Lösungsmittel zum Einsatz kommen.
Ich habe in Buna auch simple Tauchbeschichtungen mit dem Gebläse eines Staubsaugers gelernt – und es gab eine neue Abteilung, die EPS- Verfahren – Tribo-Beschichtungen ausprobierte. Das war mir aber später zu aufwendig, man braucht Hochspannung mit und ohne Ladungstrennung. Der Staubsauger reichte. In Bad Salzungen habe ich mir an einem einzigen Nachmittag mit einer alten Wehrmachts – Munitionskiste selber eine Pulverlack-Anlage gebaut. Die Kiste musste schön schmal und hoch sein! Die Munikisten der 8,8 Flak Granaten waren schön schmal und hoch. In jeder Stadt Deutschlands standen bis Mitte der 70er Jahre diese Kisten herum. Man hatte im WK2 mehrere Jahre per 8,8 auf Bomber geballert. BUNA war je ein absolut innovativer Chemiebetrieb, der schon zu Adolfs Zeiten die verrücktesten Produkte produzierte. Polyvinylchlorid. PVC war nach 1945 der meistproduzierte Kunststoff der Welt. Man prouzierte synthetisches Benzin, synthetisches Gummi und Rohstoffe für die Phamaziebetriebe. Nach 1976 in 47 Monaten Bauzeit wurde der PVC-Komplex von Hoechst an die DDR übergeben. Zwei Monate eher als geplant. Erich Honecker wollte die modernste PVC-Anlage Europas aus dem Westen höchstpersönlich einweihen. Einen ganzen Tag nahm sich Erich Honecker für die Besichtigung der Anlage Zeit. Ab März 1980 lief die Produktion auf Hochtouren. Und schon acht Jahre später hatte die DDR ihre Schulden an den Westen abgezahlt. In Form von PVC-Lieferungen. Doch mit der Wiedervereinigung 1990 wurde alle anders. Das Buna-Werk produzierte eine Million D-Mark Minus täglich. 1995 schöpften die Werker neue Hoffnung. Der amerikanische Chemiekonzern DOW übernahm den gesamten Standort. Heute beschäftigt DOW in Mitteldeutschland noch rund 1.500 Menschen, 100 davon im PVC-Komplex.

Nun aber noch zur der letzten Technologie, nach der ich mir damals alle Finger ableckte. „SPUTTERN“! Das Sputtern (von englisch to sputter = zerstäuben), auch Kathodenzerstäubung genannt, ist ein physikalischer Vorgang, bei dem Atome aus einem Festkörper (Target) durch Beschuss mit energiereichen Ionen (vorwiegend Edelgasionen) herausgelöst werden und in die Gasphase übergehen. Als es in den Radios noch elektronische Radioröhren, wie die Kathodenröhre gab, war Sputtern noch unerwünscht. Wolframatome stzten sich auf der Innenseite der Röhre fest und verminderten die Leistung und die Lebensdauer. Die abgeschiedene Schicht glänzte oft wie das Hinterteil einer Scheißhausfliege. Heute gibt es Hunderte von Beschichtungsverfahren im Hochvakuum. Jeder kann jeden Tag „gesputtertes“ auf jeder Straße der Welt sehen. Zum Beispiel Scheinwerferreflektoren. Mit Metallsalzen, wie Titannitrid, werden Brillengestelle und Brillengläser beschichtet, die sind dann fast so hart wie Diamanten. Dünnschicht-Polarisator wie Wärmeschutzglas ist eine tolle Technik. Hier ist ein Link zu einer Vorlesung von 2021: ( https://www.mb.uni-siegen.de/lot/studium/lehrveranstaltungen/dss/2021mwdss-kap.1.pdf )
An die Information über ersten Zusammenhänge der Dünnschichttechnik kam ich über eine Freundin meiner Frau, deren Mann war promovierter Wissenschaftler in der Analytik Abteilung des Bunawerkes. Der hatte neben seinem Schreibtisch ein komisches Gerät stehen, das sah aus wie eine Käseglocke über einem Tortenbehälter. „Was is´n das“ fragte ich. Antwort: mein Vergolderapparat für mein Elektronenmikroskop. Er fing eine fette Fliege, setzte die in eine Zentrifuge und holte nach wenigen Minuten mit der Pinzette ein Körnchen in der Größe eines viertel Stecknadelkopfes heraus und meinte dann, die Fliege habe ich jetzt auf reines Chitin reduziert und werde der Fliege jetzt den Arsch vergolden. Mit der Pinzette kam das Körnchen unter die Glasglocke. Dann summte es kurz und er legte das Körnchen dann in einem anderen Raum in ein Teil des Elektronenmikroskopes. Auf einen klitzekleinen Bildschirm sah man dann paar Glitzerpunkte. Das ist vergoldetes Chitin! Jahre später um 1988 entdeckte ich eine Sputteranlage von Manfred von Ardenne in Waltershausen und lies dort meinen Edelstahlschmuck mit Titannitrid beschichten. In jedem PC, dem Smartphone ist heute gesputtertes Zeug enthalten. Die Schichten haben dort manchmal die Dicke von einem Atom. Graphenatomschichten sind 1 Nanometer dick. Das sind 0,000001mm! Zum Beispiel verhält sich ein Nanometer zu einem Meter wie der Durchmesser einer Grapefruit zu dem der Erde. Titandioxid-Nanoschichten im Rasterelektronenmikroskop kann man ab 200nm prima sehen https://www.bing.com/images/blob?bcid=qJSMNsi4LkMFygh8us620B1CNAnV…..9c

Das sah ich damals bei Dr. Krause glitzern und ahnte nicht mal, das ich es auch mal per sputtern glitzern lassen kann. Das interesse für neuste Technologien wurde damals in BUNA geweckt, was mich zu einer RadioLizenz verleitete.
Nach der BUNA Zeit baute ich mir Extremantennen selber um in Thüringen Radio Caroline glockenklar zu hören: Radio Caroline Radio Mitschnitt von 1977: https://soundcloud.com/choci/radio-caroline-radio-mi-amigo
Teile von kommunalen PC Netzwerken habe ich nach 1991 mit entwickelt und heute baue ich mit am „Internet umsonst“. (https://berlin.freifunk.net/) Die Telekom und viele andere Dienstleister der Telekommunikatin finden mich übehaupt nicht nett!
Wenn ich heute mit Google Erth zu meiner alten Schule schiele, (https://satellites.pro/Google_plan/Schkopau_map) jetzt „Ausbldungsverbund Olefinpartner“, dann sieht es rundherum aus wie ein Kahlschlag in Thüringen aus.

3/4 des Werkes sind abgerissen. Wo ANNA 92 stand, das ist am Ende der Straße A im Süden, da stehen heute manchmal 3 Abfallcontainer in der Nähe der Halle der „Mitteldeutschen Eisenbahn in der Nähe, des alten BUNA-Bahnhof an den Strecken 6356 Merseburg–Nietleben und 6806 Merseburg-Schafstädt, seit 2004 ohne planmäßigen Reiseverkehr.
Vorbei, vergessen vorüber! Ein Vorteil hat das Verschwinden des großen Teil des BUNA Werkes. Es riecht dort besser!

Trotzdem, komisch bei meinen Erfahrungen um neue visuelle Lehrmittel , wie den Polylux, habe ich leider am Ende meiner Lehrtätigkeit vor 10 Jahren die Erfahrung machen müssen, das es inzwischen überall diese Geräte in den Bildungseinrichtungen gab. Die Krux war aber, ich war inzwischen schon lange mit Laptop und Beamer unterwegs, weil ich voll bei der Digitalisierung mit gemischt habe.