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Qype: Just Dim Sum in Berlin


Berlin

Hühnerfüße und eine chinesische Wartebank

Es war Zufall. Sind vom Wittenbergplatz in die Ansbacher Straße gelaufen. Plötzlich Hungergefühle, es duftet nach Essen. Der Duft kam aus dem „Just Dim Sum“. Ein neues kleines Chinesisches Restaurant, dass seit drei Monaten in Berlin existiert. Schwerpunkt Südchinesische Küche. Auffallend war durch die Fensterscheiben, es futtern dort schon genüßlich chinesische Gäste. Da besteht der Verdacht, das es wirklich chinesische Küche gibt. Der Verdacht hat sich bestätigt.

Obwohl, das Ambiente ist anders als bei den meisten Chinesen in Berlin. Moderner, selbstbewußter. Warme Teerra di Siena Ocker Wände. Kaum China Kitsch. Keine chniesische Klingklongmusik. Man hat dort sowas nicht nötig. Europäische Unterhaltungsmusik dudelt dezent. Lustig ist die Vintagebeleuchtung aus den 70ern an der Decke. In der Küche sieht es aus wie im modernen Südchina. Hightech plus drei chinesische Köche. Macht Spaß ihnen beim Arbeiten zuzusehen. Jeder Griff sitzt. „Schade, das meine Mutter schon ein paar Jahre tot ist“ denke ich. Die hätte die Hühnerfüße gegessen, die es hier gibt. „Scharf gebacken oder als Suppe“. Irgendwann wage ich mich da auch ran. Diesmal nicht. „Rindfleisch mit Austernsoße“ zu 8.50 €. Zehn Minuten nach der Bestellung wurde serviert. Ein Deutscher Koch bekommt das kaum hin in 10 Minuten Rindfleisch so zart zubereiten, das es auf der Zunge zerfällt. Die Südchinesen können das. Der Trick ist einfach. Ähnlich wie die Fleischzubereitung beim Sauerbraten. Das Fleisch wird vorher in großen Kübeln eingelegt. Ohne viel Gewürz. Dazu wird im Wok Fenchel, Ingwer und wenig Kohl kurz angebraten. Das komische Bambuszeug samt Sprossen war nicht dabei. Krampfhaft reduzierte Soßen gibt es nicht. Die Soße kommt von der Austernbrühe zum marinieren.

Ungewohnt ist die niedrige Sitztiefe der Stühle. Kleine Leute können unter Umständen mit dem Kinn an der Tischplatte essen. Macht aber kein Problem. Ein Chinese hantiert sowieso nicht mit Messer und Gabel in gehobener Sitzposition. Und wir, wir schaufeln das am besten mit einen Löffel in uns rein.
Ein chinesischer Junge am Nachbartisch schaufelt auch mit dem Löffel.

Problemchen gabs auch. Meine Frau hatte einen Zahlendreher bei der Bestellung verursacht. Bekam Schwein statt Rind. Hat nichts gemacht. Wir haben gemischt und praktisch „halb und halb“ gegessen. Aufs Haus gab es dann wegen dem Fehler zwei Bier.

Ehe wir dicksatt und abgefüllt aufgestanden sind, sahen wir ein Wartebänkchen für Gäste, wenn kein Tisch frei ist. Da saßen schon zwei junge Chinesen mit knurrendem Magen und studierten voll konzentriert die Speisekarte.

Empfehlenswert!

© Richard Hebstreit 2011

Mein Beitrag zu Just Dim Sum – Ich bin rhebs – auf Qype

Qype: Fasanen 37 Bar & Galerie in Berlin


BerlinFreizeit & AusfluegeGalerien

Berlin, 29.07.2010, 19.45 Uhr:
Vernissage von Inge Lühr im Fasanen37 @by Udo Walz

Die Einladung aus Facebook zu 19.30 Uhr entpuppt sich als Eröffnungsbeginn
irgendwannum neun oder auch zehn Uhr. Wenn der Meister kommt!

„Ist hier nicht heute die Ausstellungseröffnung von Inge Lühr ?“ frage ich jemanden vom Service. „Nein, hier ist heute eine Vernissage!“ „Aha“ sage ich, „Das ist ja nun was absolut völlig anderes“

Es war auch ganz was anderes. Keine Häppchen, nix gratis zu trinken für die
Gäste der „Vernissage“, die schon emsig die Bar belagern. Alle kennen sich. Bussi, Bussi, Bussi. Ich bekomme kein Bussi. Serviert wird nur gegen zeitgemäße Zahlungsmittel. Bargeld oder Karte. Einer fuchtelt mit einer goldenen Karte herum und geht wieder.

Man holt eine Frau, weil ich Fragen habe. Ich verstehe den Namen nicht und denke es ist die Geschäftsführerin. Es war sie nicht. Brauche sicher demnächst ein Hörgerät. Dann stellt sich heraus, es ist Frau Inge Lühr, die Fotografin,die hier ausstellt. Inge ist Semiprofi und über eine Knipse vor vielen, vielen Jahren zur Leica gekommen, wo Digital noch ein Fremdwort war und man damals emsig über das Nyquist-Shannonsche Abtasttheorem diskutierte.

Was, das kennen sie nicht?
Das Abtasttheorem besagt, dass ein kontinuierliches, bandbegrenztes Signal, mit einer Minimalfrequenz von 0 Hz und einer Maximalfrequenz fmax, mit einer Frequenz größer als 2 · fmax abgetastet werden muss, damit man aus dem so erhaltenen zeitdiskreten Signal das Ursprungssignal ohne Informationsverlust (aber mit unendlich großem Aufwand) exakt rekonstruieren und (mit endlichem Aufwand) beliebig genau approximieren kann.

Kennen sie doch unbewußt!

Das beherrschen heute wir alle, die eine Digitalknipse oder ein Handy haben. Die Digitalkamera macht das mit dem Abtasten, durch die Luft, durch die Linse auf den Chip. Den stecken wir dann in den PC und haben viele, viel Bilderchen. Ich schaffe in der viertel Stunde locker 1200. Inge nicht.
Inge knipst nicht, Inge fotografiert analog. Das kennt und kann heute von der jungen Generation kaum noch jemand. Analog heißt , man fotografiert mit einem Film. Davon läßt man Dias oder Fotos im Fotolabor entwickeln. Auf einen Film gehen nur sechsunddreißig Aufnahmen im Format vierundzwanzig mal schsunddreißig Millimeter.

Inge schafft wahrscheinlich nur ein Foto in der viertel Stunde. Manchmal braucht sie auch eine Stunde und mehr, bis das Licht richtig ist, oder der Elefant in Namibia ein Staubbad nimmt. Ich war noch nicht dort und so erzählt Inge wie sie wartet. Mit dem Oberkörper durch das Seitenfenster des Jeeps. Aussteigen is nicht, die Löwen lauern im Buschmanngras mit leerem Magen. Ich lade beim Gespräch Inge auf einen Drink ein und spendiere mir einen Tomatensaft. Schwupp, waren 13 Euro weg. Es ist alles eben anders hier. Mag sein, wenn der Udo Walz kommt, gibt es was aufs Haus, auf die Vernissage. Ich weis es nicht, ich bin dann schon fort.

Frage Inge lieber weiter aus und erfahre, dass sie, wenn sie nicht als Hausverwalterin arbeitet, oder im Chor der Lankwitzer Kantorei singt mit einer Cannon 33 weltweit fotografiert. Inges Kick beim Fotografieren ist die Zeit fest zu halten, den Moment, wie sie ihn selber bewußt und planvoll bestimmt. Die Fotos sind ihre momentanen emotional festgehaltenen Befindlichkeiten der wahrgenommenen Umwelt, die sie in erster Linie
für sich selber macht. Das es nun andere auch sehen freut sie.
Im Internet kam Inge Luehr bisher absolut nicht vor. Keiner kannte sie. Sie war ein „no name“ innerhalb der im Internet referenzierten Bilder. 1.010.000.000 In 0,13 habe ich das recherchiert. Bei der nächsten Suche müssten die von mir hier dokumentierten Fotos dabei sein, also 1.010.000.003

Fotos kritisieren, bewerten ist für mich einfach. Ich ixe und ypsilone nach folgender Methodik:

links Julian F. M. Stoeckel und...

Motiv:
(X) ausdrucksstark/ (Y) -schwach
(X) aussagekräftig/ (Y) nichtssagend
(X) anrührend/ (Y) ???
(X) ästhetisch/ (Y) abstossend
(X) Fantasie anregend/ (Y) oder eben nicht
(X) „erzählt“ eine Geschichte/ (Y) erzählt nix
(X) dynamisch/ (Y) statisch

Gestaltung/Bildaufteilung:
(X) un-/ (Y) harmonisch
(X) spannungsreich/ (Y) -los
(X) planvolle/ (Y) zufällige Bildgestaltung (goldener Schnitt usw.)
(X) räumliche Tiefe/ (Y) flach

Technik:
(X) Schärfe/ (Y) unscharf (auch Schärfeverlauf, Tiefenschärfe usw.)
(X) Kontrastbewältigung/ (Y) flau (abgesoffen, überstrahlt)
(X) Farben (Y) (Sättigung usw.)

Das hab ich früher immer so gemacht, wenn ich als meine Studenten bewertet habe. Inge bekommt von mir nur X, von den Ypsylonen bekommt sie nix und erkläre sie zur Alice Springs Newton von der Fasanenstraße.

Was zu Meckern habe ich aber auch. Die Fotos sind zu klein präsentiert, doppelt und dreifach größer wäre optimaler. Preise zu niedrig, doppelt mehr wäre besser. Keine Rituale der Berliner Kunstpräsentation wie begleitendes Musiktrallala, Trinken und Häppchen wenistens ansatzweise gratis ´ne Laudatio bis die Füße vom Stehen schmerzen.

Eine Vernissage oder Ausstellungseröffnung war das nicht Udo!

© Richard Hebstreit, oparazzi.de

Mein Beitrag zu Fasanen 37 Bar & Galerie – Ich bin rhebs – auf Qype

Zeitreise nach 1928


PorzellanschildIch sitze anfangs ein wenig müde in sowas wie einem Fahrzeug. Rechts ist ein breites Fenster  wie ein Breitwandbildschirm. Links ist eine strahlend blaue Wand. Die Stirnseite und Rückseite sind schwarz. Das Fahrzeug schwebt an Szenen vergangener Jahre vorbei, die ich nicht kenne. Plötzlich schwebt die Ansicht meines Hauses, das ich von meinem Großvater geerbt hatte vorbei. Nachdem die Szene mit dem Haus fast vorbei geschwebt ist, sage ich „halt! und hüh!“ und steige aus dem komischen Fahrzeug aus. Ich bin im Jahr 1928 weis ich aus unerklärlichen Gründen. Es leuchtet um mich herum wie bei einem überbelichteten Foto.  Nach heutiger Sicht seltsam gekleidete Menschen laufen herum. Das Haus ist vor vier Jahren gebaut, also 1924. Um das Haus stehen im Vorgarten kleine Birken und kleine Akazien.

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Eins von 300 – Parkplatz


Excelsiorhaus

Was für ein dämlicher Titel „Eins von 300“ Hier die Pointe, damit man nicht mehr weiter zu lesen braucht. Man kann sich nun die ganze Geschichte sparen. Sparen, was ich in einem Haus von 300 Häusern erlebt habe und wohl noch erleben werde. Das Haus steht in Berlin und ist ein Hochhaus. 300 Häuser gibt es in Berlin und in einem dieser Häuser lebe ich. Es ist ein Bau aus dem Jahre 1970 mit insgesamt 16.992 Quadratmeter Gebäude- und Freiflächen. Vier Türme mit 17, 9, 5 und 3 Etagen. „Das Objekt hat eine gemischte Nutzung mit ca. 30% Gewerbe und ca. 70% Wohnungen.  Die Wohnungen bestehen aus Ein-, Zwei-, und Drei-Zimmer-Einheiten und beanspruchen die Etagen 3 bis 17 der Hochbauten. Das Gebäude, in dem ich wohne, ist das sicherste Gebäude in Berlin. 3000 Menschen kann der Bunker unter dem Excelsiorhaus bei einem Atomkonflikt aufnehmen. Ich lebe bombensicher!